Leichtbauexperten aus verschiedenen Branchen treffen sich beim ersten MariLightCluster Technologietransfer-Workshop
Am 28. Oktober lud die Center of Maritime Technologies gGmbH MariLight-Mitglieder und externe Leichtbauinteressierte zum ersten MariLightCluster-Technologietransfer-Workshop ein. Experten aus Wirtschaft und Wissenschaft informierten über erfolgreiche Beispiele und Chancen von Technologietransfer angesichts globaler Herausforderungen wie Klimawandel und Digitalisierung. Der Workshop bildete den Auftakt einer Reihe von Veranstaltungen und Aktivitäten zum Ausbau des bestehenden MariLight-Netzwerks als Technologietransfer-Innovationscluster im Rahmen des MariLight-Cluster-Vorhabens. Das am 1. Juli 2021 gestartete Projekt mit einer Laufzeit von drei Jahren wird im Rahmen des Technologietransfer-Programms Leichtbau (TTP LB) des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) gefördert.
Die Veranstaltung startete mit einer Begrüßung durch Christian A. Schilling, LL.M., Geschäftsführer der Center of Maritime Technologies gGmbH (CMT) und des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik e.V. (VSM). Als Moderatorin führte Dr. Wibke Mayland, Projektleiterin des MariLightCluster-Vorhabens beim CMT, durch das Programm.
Werner Loscheider, Leiter des Referats „Bauwirtschaft, Leichtbau / Neue Werkstoffe und Ressourceneffizienz“ im Bundesministerium für Wirtschaft und Energie (BMWi) stellte in seinem Grußwort an das Publikum die Initiative Leichtbau vor und unterstrich die Bedeutung des Leichtbaus als Enabler-Technologie für Klima- und Ressourcenschutz sowie Nachhaltigkeit. In einem Überblick über das im Frühjahr 2020 gestartete Technologietransfer-Programm Leichtbau ging er auch auf die bisherige Beteiligung der maritimen Branche ein und forderte maritime Leichtbau-Akteure dazu auf, die durch das Programm angebotenen Möglichkeiten zur Stärkung des maritimen Leichtbaus noch intensiver zu nutzen.
Technologietransfer-Potenziale zwischen Luftfahrt und Schiffbau und weiteren Branchen stellte Marc Fette, CEO des Composite Technology Center / CTC GmbH (An AIRBUS Company), in seiner Keynote „Leichtbau – Schlüsseltechnologie und Befähiger für eine effiziente und nachhaltige Mobilität der Zukunft“ dar. Er betonte die Notwendigkeit, Themen wie den digitalen Wandel und ökologische Nachhaltigkeit branchenübergreifend gemeinsam angehen zu müssen, und wies darauf hin, dass bei allen notwendigen Bemühungen zur Entwicklung neuer Antriebstechnologie Leichtbau als Hebel zur Gewichtsreduktion nicht vernachlässigt werden sollte. Für den Einsatz von Leichtbau besteht insbesondere auf den Gebieten neue Materialien, Brandschutz und End-of-Life noch weiterer Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Diese Themen sind gleichzeitig Anknüpfungspunkte für branchenübergreifenden Technologietransfer.
Im Themenblock „Technologietransfer I: Erfahrungen im Schiffbau – Beispiel EU-Projekt RAMSSES“ stellten Projektpartner des europäischen Leichtbau-Vorhabens „Realisation and Demonstration of Advanced Material Solutions for Sustainable and Efficient Ships (RAMSSES)“ Ergebnisse vor, die erfolgreichen Technologietransfer in den Schiffbau illustrieren. Im Vortrag „Development of fire-retardant, lightweight, sustainable composite panels for ship building“ stellte im ersten Teil “Development of fire-retardant bio-based composite” Ben Hargreaves, Marketing Director bei Composites Evolution Ltd., die Weiterentwicklung eines biobasierten Prepregs für den Einsatz im Schiffbau vor, das bereits in Schienenfahrzeugbau und Luftfahrt verwendet wurde. Auf den anschließenden Transfer und zur Qualifizierung für spezifische Anwendungen in unterschiedlichen von Werften im RAMSSES-Konsortium gebauten Schiffen ging im zweiten Teil „Part 2: Development of non-combustible panels, demonstrators and fire testing“ Markus Lehne ein, Geschäftsführer der BALance Technology Consulting GmbH. Anschließend wurde noch eine ebenfalls in RAMSSES untersuchte Leichtbau-Anwendung vorgestellt: Steve Leonard, Head – CFD / Research and Development bei der IBMV Maritime Innovationsgesellschaft mbH, und Jörg Mehldau, Forschungsingenieur bei der der CMT gGmbH sprachen zum Thema „Development of a Lightweight Composite Flap for High-Lift Rudder Applications“. Hier kam den Schiffsausrüstern der Transfer von Knowhow aus dem Bau von Brücken aus Faserverbundwerkstoffen zugute.
Im Themenblock “Technologietransfer II: Sektorenübergreifende Aktivitäten & Erfahrungen“ standen anschließend Fragestellungen und erfolgreiche Beispiele für Technologietransfer an den Schnittstellen von Schienenfahrzeugbau, Transportwesen, Bauwesen und Schiffbau im Mittelpunkt. Daniel Kuhn aus dem Bereich Rohbaukonstruktion / F&E Projektleitung bei der Siemens Mobility GmbH stellte in seinem Vortrag „Wirtschaftlicher Leichtbau im Schienenfahrzeugbau durch Teildifferenzialbauweise“ Aktivitäten im TTP LB-Forschungsprojekt LESSMAT dar und ging auf mögliche Synergien mit branchenübergreifenden Ansätzen ein. Günther Hirt, Geschäftsführer der FISCO GmbH, stellte im Vortrag „Anorganischer Faserverbund: Leichtbau mit maximalem Brandschutz“ das branchenübergreifend zum Einsatz kommende Material fi:resist® und die Entwicklung einer barrierefreien Leichtbau-Rampe vor. Abschließend gab Dr. Wibke Mayland einen Ausblick auf weitere Aktivitäten und Veranstaltungen von MariLightCluster.
Gelegenheit zum Netzwerken im virtuellen Raum bot sich den Teilnehmern während der interaktiven Kaffee- und Mittagspause. Hier bestand sowohl die Möglichkeit, im Netzwerkraum mit anderen Teilnehmern ins Gespräch zu kommen, als auch sich in den beiden Themenräumen „MariLight“ und „RAMSSES“ mit bereitgestellten Inhalten genauer über das Netzwerk und Innovationscluster und das EU-Forschungsvorhaben RAMSSES zu informieren. An der Station „Ask the Expert“ stand im Themenraum RAMSSES auch der technische Projektkoordinator Matthias Krause, Manager Forschung und Entwicklung bei CMT, als Ansprechpartner zur Verfügung.