Innovationshemmungen schnellstmöglich überwinden
Die Baltec Offshore ist ein Büro für Schiffsdesign und Bautechnologie. Mehr als zwölf Jahre Erfahrung im Bau von kommerziellen, bis zu 24 m langen Leichtbauschiffen aus Prepregs mit bestem Brandschutz machen Baltec heute zum Technologieführer bei der Entwicklung von kommerziellen Leichtbauschiffen, die bis 2014 auch in der eigenen Werft gefertigt wurden.
Stellen Sie Ihre Leichtbaulösungen vor.
Neue IMO-Regularien für Kunststoffe in Schiffsstrukturen erlauben seit einigen Jahren die Nutzung von Hochleistungskunststoffen in größeren Schiffen. Unsere neue Bautechnologie aus vorgefertigten Kunststoffprofilen und Sandwichplatten und aus Prepregs erlaubt uns heute die Skalierung unserer Schiffe bis zu etwa 100m langen Autofähren.
Durch den hohen Festkörperanteil der im Pressvorgang verwendeten Prepregharze ist dabei höchste Festigkeit mit bester Brandhemmung gepaart. Durch zusätzliche Isolierungen wird auch an besonders gefährdeten Stellen des Schiffes die volle Brandsicherheit gewährleistet.
Durch das Gewicht von nur etwa einem Drittel herkömmlicher Stahlschiffe wird nicht nur sehr viel Material beim Bau eingespart, sondern es kann (bei 0,28Fr) auch etwa 50% an Energie im Betrieb gegenüber herkömmlichen Stahlschiffen eingespart werden. Dadurch werden auch auf längeren Strecken voll elektrische Antriebe aus Batterien ermöglicht. Die hohen Kosten von Antrieben mit Wasserstoff oder wasserstoffbasierten Brennstoffen können dadurch entfallen!
Vor welche Herausforderungen stellt Sie der Leichtbau in der maritimen Branche aktuell?
Die Technologie zum Bau von größeren Schiffen ist also vorhanden und erprobt. Das Hauptproblem dürfte momentan eine gewisse Innovationshemmung bei Reedereien und Werften sein. In anderen Industrien geht die Nutzung neuer Werkstoffe und Fertigungstechnologien wesentlich schneller. Eine staatliche Förderung für die ersten Innovatoren würde den Umstieg sicherlich fördern.
Welche Schritte werden Sie als nächstes gehen, um den Leichtbau voranzutreiben?
Die Skalierung bis zu etwa 100m bei Autofähren ist heute im Verbund mit dem schwedischen RISE, dem DLR und verschiedenen Hochschulinstituten kaum noch ein Problem. Es bleibt nur noch die Konstruktionsarbeit an dem jeweiligen konkreten Schiff.
Wo können Forschung, Entwicklung und Innovation zum maritimen Leichtbau von den Entwicklungen in anderen Bereichen oder Branchen profitieren?
Das Beste Beispiel ist der Flugzeugbau. Dort werden neue Werkstoffe und Technologien am schnellsten umgesetzt. Man denke nur an den kürzlichen, sehr erhellenden Vortrag von Frau Kühn vom DLR (Anm. der Redaktion: Frau Kühn hielt im Rahmen der Arbeitskreissitzung am 02.12.2021 den Vortrag „A new method for fire screening“ – für weitere Informationen wenden Sie sich gerne an info@marilight.net).
Wo öffnet Leichtbau Raum für Innovationen und wie wird die Zukunft der maritimen Branche dadurch beeinflusst?
Vor allem beim Thema elektrischer Antriebe ergeben sich neue Freiheiten und Kostenersparnisse durch den geringeren Energieverbrauch und die dadurch möglichen größeren Reichweiten leichterer Schiffe (siehe auch die neueste Studie von Jessica Kersey und anderen in Nature Energy).
Was muss sonst noch dringend zum Thema Leichtbau gesagt werden?
Sehr wichtig wäre es, die sehr festen Vorstellungen zum Baumaterial von Schiffen bei Reedern und Werften aufzubrechen. Wir haben dort eine ähnliche Situation wie beim Übergang von Holz- zu Stahlschiffen. Auch dort gab es einige Denkblockaden.