GFK brennt – unserer nicht

Fisco entwickelt und produziert Bauteile und Systeme aus Faserverbundwerkstoffen und ist Unterstützer des Netzwerks MariLight.Net. Von Erfolg gekrönt ist der nicht brennbare glasfaserverstärkte Kunststoff mit dem Markennamen fi:resist, der 2016 mit dem Innovation Award ausgezeichnet wurde. Günther Hirt, Geschäftsführer der Fisco GmbH in Zusmarshausen, erklärt im Interview die Notwendigkeit der branchenübergreifenden Zusammenarbeit zur Förderung des Leichtbaus.

In welchem Bereich arbeiten Sie und wo überschneidet sich Ihre Arbeit mit dem Leichtbau?

Wir konzentrieren uns auf Entwicklung, Herstellung und Vertrieb von Bauteilen und Systemen aus Faserverbundwerkstoffen – überwiegend für den Bau-Bereich. Für die Anwendungen am Bau steht die Ausrichtung auf die Steigerung der thermischen Effizienz der Gebäudehülle im Vordergrund derjenigen Werkstoffmerkmale, die wir uns hierbei zunutze machen. Dabei hilft uns in diesem Fall der geringe Wärmeleitwert des Faserverbundmaterials. Allerdings hat der Leichtbaugedanke auch hier durchaus Relevanz. Bei dem von uns entwickelten Fenstermontagesystem hilft das geringe Materialgewicht natürlich erheblich beim Handling und bei der Montage auf der Baustelle.

Vor welche Herausforderungen stellt Sie der Leichtbau in der maritimen Branche aktuell?

Als eine sehr große Herausforderung für den Einsatz von Faserverbundwerkstoff als eine erhebliche Maßnahme zum Leichtbau im maritimen Bereich sehen wir die derzeit noch geringe allgemeine Werkstoffakzeptanz gegenüber den etablierten Materialien wie beispielsweise Stahl. Dem zugrunde liegt sicherlich auch der lange Weg, den man gehen muss, um die normativen Anforderungen für den Einsatz von Composite-Material im Schiffbau zu erfüllen. Für Unternehmen, die zudem relativ neu in der Schiffbau-Branche sind, ist es umso komplizierter, hier voran zu kommen.

Welche Schritte werden Sie als nächstes gehen, um den Leichtbau voranzutreiben?

Wir konzentrieren uns auf konkrete Einzelanwendungen und definierte Baugruppen, die wir im Rahmen von Netzwerk-Projekten abstimmen und möglichst schnell als greifbare Konzeptstudien und Demonstratoren darstellen. Innerhalb der Netzwerke haben wir die Möglichkeit, unser materialspezifisches Know-How sowie unsere kreativen Ansätze beispielsweise in der Verbindungs- und Befestigungstechnik mit erfahrenen Experten im Schiffbau und mit Zulieferern des Schiffbaus zu gemeinsamen Systemlösungen zu führen.

Können Forschung, Entwicklung und Innovation zum maritimen Leichtbau von den Entwicklungen in anderen Bereichen oder Branchen profitieren?

Auf jeden Fall. Unser anorganisches, nicht brennbares Faserverbund-Material haben wir ursprünglich entwickelt, um Produkte mit hohen Brandschutzanforderungen im Baubereich zu realisieren. Wir bekamen zu dieser Technologie sehr schnell zahlreiche Anfragen aus dem Schiffbau und auch aus anderen Branchen und haben unsere Strategie dann umgehend breiter ausgerichtet. Gerade für den maritimen Bereich stellt unser Material eine sehr große Nutzwertsteigerung bereit, indem wir Leichtbau, maximalen Brandschutz, Korrosionsbeständigkeit, geringe Wärmeleitfähigkeit und gute mechanische Eigenschaften zusammenführen.

Wo öffnet Leichtbau Raum für Innovationen und wie wird die Zukunft der maritimen Branche dadurch beeinflusst?

Mit dem Einsatz von Faserverbundmaterialen als Leichtbau-Maßnahme im maritimen Bereich entstehen viele neue Handlungsfelder mit Forschungsbedarf. Ein bisheriges Kernproblem, nämlich der Brandschutz, können wir mit unser Materialinnovation in vielen Bereichen bereits sehr gut lösen. Ein weiteres Beispiel sind die Schnittstellen, die mit dem Einsatz von Verbundmaterialien entstehen und für die neue Verbindungslösungen benötigt werden – sowohl für die Verbindung von Faserverbund-Bauteilen untereinander als auch für die Befestigungen bei Multimaterial-Komponenten und hybriden Baugruppen. Wenn hier weiterhin innovative Lösungen gefunden werden, entstehen definitiv neue Möglichkeiten, Faserverbundelemente noch stärker im Schiffbau zu platzieren.

Was muss sonst noch dringend zum Thema Leichtbau gesagt werden?

Unsere Erfahrung zeigt, dass in allen Anwendungsbereichen – nicht nur im Schiffbau – eine intensive Zusammenarbeit unter Einbezug möglichst aller Unternehmen entlang der Wertschöpfungskette einschließlich Forschungseinrichtungen und normgebender Institute und Gesellschaften äußerst hilfreich und sinnvoll ist, um zu gesamthaften Lösungen zu kommen. In vielen Bereichen sind etablierte Ansätze ansonsten sehr schwer durch innovative Lösungen zu ersetzen. Außerdem sind industrielle Strukturen mittlerweile so beschaffen, dass sich kleine, innovative Unternehmen, die mit tollen Erfindungen neu an den Markt kommen, ohne Netzwerke und ohne Entwicklungs- sowie Realisierungskooperationen kaum nennenswert und wirksam in die Wertschöpfungsketten einfügen können. Daher der Appell an die großen Unternehmen, an Netzwerke und an normgebende Einrichtungen: schafft Handlungsräume und bietet Unterstützung für kleine Firmen mit guten Ideen, damit Erfahrungen und Stärken zusammengeführt und bessere Lösungen realisiert werden können.

Mehr Informationen finden Sie unter www.fisco.de